Raumluft und Virenbelastung?
Die Corona-Pandemie zwingt die Menschen zum Nachdenken. Wir haben es mit einem noch nicht ausreichend bekannten Virus zu tun. Dieses scheint sehr viel widerstandsfähiger zu sein, als die uns bekannten Viren. Das macht viele Menschen zum Infektionsträger. Diese gefährden andere Menschen – auch im heimischen Umfeld.
Mit Grippeviren können die meisten Menschen mittlerweile umgehen. Viele nutzen die angebotenen Grippeimpfungen. Das Corona-Virus präsentiert jedoch neue Herausforderungen. Es gibt bisher keinen sicheren Impfstoff. Die steigenden Fallzahlen infizierter Menschen belegen, dass das Corona-Virus in der kalten Jahreszeit ideale Voraussetzungen findet, um sich rasant zu verbreiten.
Der Umgang mit Corona als Infektionsträger
Viele Menschen kennen bereits die sogenannte AHA-Regel. Sie besagt, dass wir
- Atemschutzmasken tragen sollen
- Handhygiene wichtig nehmen sollten
- und einen Abstand von anderthalb bis zwei Metern
zu anderen Menschen beachten. Diese Regeln sind für jeden leicht zu befolgen. Trotzdem nehmen viele Menschen sie nicht wichtig genug.
Was bisher häufig unterschätzt wird, ist die Relevanz von Corona Viren als Infektionsträger in der Raumluft. Außerdem ist mittlerweile erwiesen, dass glatte Flächen ein gewisses Infektionsrisiko beinhalten. Corona-Viren halten sich darauf bis zu 28 Tagen. Sie bleiben in dieser Zeit infektiös. Potenziell sind also Schmierinfektionen möglich.
Wenden wir uns aber der erhöhten Ansteckungsgefahr durch Aerosole in der Raumluft zu. Sowohl die Luft zuhause, als auch die Atemluft in geschlossenen Räumen an anderer Stelle, kann mit Viruswolken belastet sein. Bisher wurden für den Umgang mit virusbelasteter Raumluft keine schlüssigen oder einheitlichen Konzepte entwickelt.
Kindern in Kitas und Schulen wird nun zugemutet, mit Winterbekleidung und Mund-Nasen-Bedeckung bei offenem Fenster gegen die Gefahr einer Ansteckung durch belastete Raumluft anzutreten. Restaurants behelfen sich mit Plexiglaswänden und größeren Abständen zwischen den Tischen. Im heimischen Umfeld möchte sich aber niemand mit Plexiglaswänden von den anderen Familienmitgliedern separieren.
Raumluftverbesserung im eigenen Heim
In den eigenen vier Wänden soll mit Einbruch der kalten Wintermonate mehrfach am Tag quergelüftet werden. Dabei soll jeweils ein kompletter Luftaustausch stattfinden. Das Lüften ist ein wirksames Gegenmittel, um die potenziell vorhandene Virenlast in der Raumluft zu verringern. Das betrifft Erkältungsviren, Grippeviren und Corona-Viren gleichermaßen.
Eine Universitätsstudie in 21 zufällig gewählten Quarantäne-Haushalten mit mindestens einer infizierten Person ergab Überraschendes. Es wurden Abstriche von Türklinken, PC-Tastaturen, Fernbedienungen oder Möbeln genommen. Außerdem untersuchte das Team um Virologe Hendrik Streeck Abwasser-Stichproben aus Waschbecken, Duschkabinen oder Toiletten. Diverse Proben betrafen auch die Raumluft.
Überraschenderweise war die Virusbelastung in den meisten Corona-Haushalten erstaunlich niedrig. Das war so nicht erwartet worden. Immerhin waren 25 von den anwesenden 45 Erwachsenen nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Die höchste Viruslast wurde im Badezimmer festgestellt. Waschbecken und Duschkabine erwiesen sich als erheblich Virus-belastet.
Zum Untersuchungszeitpunkt im Sommer 2020 war die Raumluft aller untersuchten Quarantäne-Haushalte quasi unbelastet. Das wird sich nun aber ändern. Wie man an den fleischverarbeitenden Betrieben gesehen hat, ist gekühlte und Virus-belastete Raumluft ein sehr effektiver Corona-Verbreiter.
Die Raumluft muss dringlich verbessert werden
In der kalten Jahreszeit beginnt die Heizperiode. Die Menschen halten sich mehrheitlich in Innenräumen auf. Auch die Luft im eigenen Zuhause kann dadurch stärker mit ausgeatmeten Viruspartikeln belastet sein.
Stickige Raumluft enthält eine mit der Personenzahl ansteigende CO2-Menge. In selten oder unzureichend gelüfteten Innenräumen steigt daher potenziell auch die Virenlast. Das Problem ist aber, dass mit dem Coronavirus infizierte Personen völlig ohne Symptome bleiben können. Dies gilt vor allem in den ersten Tagen. Die Ansteckungsgefahr ist aber dennoch hoch.
Manche Menschen bleiben sogar während der gesamten Infektion symptomfrei. Viele haben nur leichte Symptome. Sie bemerken daher nicht, dass sie die Raumluft mit dem Coronavirus kontaminieren. Zudem verwechseln viele Menschen solche Symptome mit gewöhnlichen Erkältungsbeschwerden. Damit geht automatisch eine erhöhte Ansteckungsgefahr einher.
Aerosole aus der Atemluft können beim Sprechen, Singen oder Husten in die Raumluft geraten. Die Virus-belasteten Aerosol-Wolken halten sich dort länger, als einem lieb sein kann. Vor allem Wohnräume, in denen sich mehrere Personen aufhalten, werden stark belastet. Je stärker die Raumluft mit CO2 belastet ist, desto eher ist auch die Viruslast hoch. Im Labor betrug die durchschnittliche Verweilzeit von Corona-Viren in der Luft etwa drei Stunden. Dann halbierte sich die Viruslast um die Hälfte. Weitere drei Stunden später betrug die Luftbelastung immer noch ein Viertel des ursprünglichen Kontaminationswertes.
Um die Ausbreitung und das Einatmen von COVID-19-belasteter Luft zu verhindern, können neben der regelmäßigen Lüftung elektrische Luftreiniger eingesetzt werden. Diese müssen aber virentauglich ausgerüstet und leistungsfähig sein. Außerdem können sogenannte CO2-Ampeln eingesetzt werden. Diese Ampeln überwachen jedoch lediglich die Raumluftqualität bezüglich der CO2-Belastung.
Bei grünem Licht ist gute Raumluftqualität gegeben. Die Virenlast ist daher wahrscheinlich gering. Der Schluss auf die potenziell existierende Virenbelastung ist bei einer CO2-Ampel also nur indirekt möglich.
Zehn Virologen, zehn Meinungen über Raumluftbelastungen
Klar ist bisher: Zeigt eine Person im Haushalt Corona-typische Symptome, sollten alle Bewohner sich sofort mit Atemschutzmasken ausstatten. Der Erkrankte sollte sicherheitshalber in einem gut belüfteten Zimmer vom Rest der Familie isoliert werden. Benutzte Taschentücher sollten in einem geschlossenen Behälter entsorgt werden. Ein Test auf Corona Viren sollte möglichst schnell vorgenommen werden. Die Luft Zuhause sollte durch Lüften und Durchzug so oft wie möglich ausgewechselt werden.
Zusätzlich sollten mögliche Infektionsträger desinfiziert werden – also neben den Händen auch alle glatten Oberflächen. Auf diesen kann das Corona-Virus bis zu vier Wochen aktiv und ansteckend bleiben. Problematisch ist, dass wir über diese Viruserkrankung weitere Daten sammeln und analysieren müssen. Daher kommen zehn Virologen zu unterschiedlichen Interpretationen, was die Gefährlichkeit von Corona-Viren angeht.
Dass hohe Virusbelastungen in der Luft mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Tröpfcheninfektionen führen, ist jedoch unbestritten. Die Rolle der Aerosole hat im Zuge der Corona-Pandemie eine besondere Bedeutung enthalten. Corona-Viren verhalten sich in der Raumluft anders als Grippeviren. Sie breiten sich nach bisheriger Erkenntnis schneller und weiter aus als Grippeviren. Außerdem hängen die Covid-19-Viren offensichtlich länger in der Luft. Das sorgt für eine hohe Ansteckungsrate mit Corona-Viren.
Hinzu kommt die Sorglosigkeit vieler Menschen, die sich ihrer Grundrechte beraubt sehen. Die Chance, dass uneinsichtige Menschen das Virus rasant verbreiten, steigt mit jedem Tag. Ein Grund mehr, die Luft zuhause frei von Corona zu halten.
Quellen:
https://www.arbeitssicherheit.de/themen/arbeitssicherheit/detail/corona-aerosole-arbeitsraeume-richtig-belueften.html
https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-regelmaessiges-lueften-senkt-risiko-laut-umweltbundesamt_aid-52749425
https://www.vital.de/news/haushalte-von-corona-infizierten-wo-lauern-die-meisten-viren
https://www.mdr.de/wissen/corona-jeder-fuenfte-keine-symptome-heinsberg-studie-ergebnisse-100.html
https://www.br.de/nachrichten/wissen/frische-luft-im-klassenzimmer-was-sind-co2-ampeln,S9ysgT9
https://www.idowa.de/inhalt.wegen-corona-ministerium-foerdert-luftfilter-und-co2-ampeln-fuer-schulen.d5c9a7ef-86be-451b-a2ca-b5f5a939a0f5.html
Bilder von Birger Nispel, ivabalk, Mahmoud Ahmed, Olaf Overlander, Gerd Altmann , Dimitris Vetsikas, Louisa Helfinger auf Pixabay , Kyle Mueller. Corona Wash & Vax, a game by KOBU Agency unsplash